Veranstaltungsbericht: HVG-Fachtagung Interprofessionalität in Bielefeld am 25.03.2023

Am Samstag, den 25.03.2023 fand von 11.00 bis 17.00 unter dem Motto „Interprofessionalität als Brücke zwischen den Gesundheitsfachberufen“ an der Medizinischen Fakultät OWL der Universität Bielefeld der diesjährige Fachtag der Fachkommission Interprofessionalität des HVG statt.

Nach einer Begrüßung durch die drei Sprecherinnen der Fachkommission Interdisziplinarität Prof. Dr. Beate Lenck, Dr. Beate Herrmann und Dr. Ronja Behrend folgten Grußworte der Dekanin der Medizinischen Fakultät OWL Prof. Dr. Claudia Hornberg , des HVG-Vorstands, vertreten durch Prof. Dr. Hilke Hansen und von Dr. Frank Wissing, der den Medizinischen Fakultätentag (MFT) repräsentierte.

Die ca. 40 Teilnehmenden konnten bei der folgenden Keynote durch Prof. Dr. Heidi Höppner und der sich anschließenden angeregten Podiumsdiskussion viele Anregungen zur erlebten und gelebten Interprofessionalität mitnehmen, die bei einem gemeinsamen Mittagessen vertieft werden konnten.

Podiumsdiskussion (v.l.n.r.): Prof. Dr. Beate Lenck (Moderation), Dr. Ulrich Betz, Prof. Dr. Claudia Hornberg, Dr. Frank Wissing, Prof. Dr. Heidi Höppner

Im Rahmen einer interaktiven Gruppenphase wurden folgend Lösungsstrategien für eine gelungene Interprofessionalität erarbeitet und im Plenum diskutiert. Beim abschließenden Vortrag präsentierte Pia Natalie Gadewoltz das Konzept des interprofessionellen Lernens an der Medizinischen Fakultät OWL.

Die Teilnehmenden des Fachtags waren sich einig, dass interprofessionelle Kompetenzen im Hinblick auf eine zukunftsfähige Versorgungsstruktur einen hohen Stellenwert haben müssen und sich dies auch in den Ausbildungsstrukturen und -konzepten widerspiegeln sollte.

Hier finden Sie das Programm des Fachtags zum Nachlesen.

Hier finden Sie die zugehörige Pressemitteilung.

Pressemitteilung zur HVG-Fachtagung „Interprofessionalität als Brücke zwischen den Gesundheitsberufen“

Im Rahmen der diesjährigen Fachtagung des Hochschulverbunds
Gesundheitsfachberufe (HVG) an der Medizinischen Fakultät OWL der Universität Bielefeld sprachen sich die Dekanin Prof. Dr. Claudia Hornberg und der Generalsekretär des Medizinischen Fakultätentages (MFT) Dr. Frank Wissing dafür aus, die Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie in Zukunft priorisiert auf einem gemeinsamen Campus auszubilden.

Zusammen lernen, zusammen arbeiten – das war die zentrale Botschaft der Tagung zum Thema „Interprofessionalität als Brücke zwischen den Gesundheitsberufen“, die am 25.03.2023 an der Medizinischen Fakultät der Universität Bielefeld stattfand. „Es ist
eine zentrale Notwendigkeit und Herausforderung, Formate für gemeinsames Lernen
flächendeckend an den Universitäten umzusetzen“, argumentierte Dr. Frank Wissing für den Medizinischen Fakultätentag. Das Interesse an einer interprofessionellen Ausbildung und einer beruflichen Tätigkeit in interprofessionellen Teams wird nachdrücklich auch von den Studierenden der Medizin formuliert, so die Erfahrung von Dr. Wissing. Um auf Augenhöhe miteinander und voneinander lernen zu können, sei eine gemeinsame hochschulische Ausbildung grundlegend. Die Universitätskliniken zeigten großes Interesse an hochschulisch ausgebildetem Personal aus den Therapieberufen. „Der Medizinische Fakultätentag unterstützt daher in der aktuellen Diskussion um die Ausbildungsreform der Therapieberufe die Forderung nach einem strukturierten Übergang der Berufsfachschulausbildung hin zu einer zukunftsfähigen Ausbildung an der Hochschule“, so Dr. Wissing.

Im Rahmen einer Podiumsdiskussion betonte Prof. Dr. Claudia Hornberg den hohen
Stellenwert, den interprofessionelle Kompetenzen im neu konzipierten Modellstudiengang Medizin der Universität Bielefeld haben. Eine erfolgreiche Zusammenarbeit aller beteiligten Gesundheitsberufe sei zentral für eine hohe Versorgungsqualität, insbesondere in der Behandlung komplexer, oftmals chronischer Erkrankungen, aber ebenso im Bereich der Prävention und Gesundheitsförderung. Die Grundlagen für eine gute interprofessionelle Versorgung werde durch das gemeinsame Lernen aller Gesundheitsberufe gelegt. „Derzeit nehmen wir einmal im Jahr pro Kohorte 60 Studierende auf, zum Wintersemester 2025/2026 sollen es 300 werden. Damit wird interprofessionelles Lernen eine besondere Herausforderung!“, so Prof. Hornberg. Die gemeinsame Ausbildung auf einem Campus erleichtere nicht nur die curriculare und organisatorische Umsetzung, sondern ermögliche auch gemeinsames Lehren und Lernen der unterschiedlichen Studiengänge und Kohorten.

Am Beispiel von Österreich und der Schweiz, die 2009 bzw. 2004 den Schritt in die
Akademisierung der Therapieberufe umgesetzt haben, sei deutlich erkennbar, dass mit der Akademisierung auch eine Professionalisierung der Berufe einhergeht, erläuterte Prof. Dr. Hilke Hansen vom Hochschulverbund Gesundheitsfachberufe (HVG). Die Berufe unterstützen mit erweiterten Aufgaben die Gesundheitsversorgung und entwickeln notwendige spezialisierten Rollen. Das ist besonders in Zeiten des Fachkräftemangels von großer Bedeutung. Der Impuls einer vollständigen Akademisierung für die Forschung führt dazu, dass die Therapieberufe immer mehr berufsspezifisches Wissen generieren. Das ist nicht nur wichtig für die Versorgungspraxis, sondern auch für die Ausbildung. „Dieses Wissen stärkt die professionelle Identität der Berufsangehörigen als Grundlagen für die interprofessionelle Zusammenarbeit. Akademisierung und Professionalisierung unterstützen damit auch die notwendige Veränderung der traditionell hierarchisch geprägten Zusammenarbeit zwischen den Therapieberufen und der Medizin“, so Prof. Hansen.

Der Hochschulverbund Gesundheitsfachberufe begrüßt nachdrücklich die klare Positionierung der Hochschulmedizin für eine zukunftsfähige Ausbildungsreform, die die Physiotherapie, Logopädie und Ergotherapie vollständig an der Hochschule verankert.

Kontakt:

Hochschulverbund Gesundheitsfachberufe e.V., Prof. Dr. Bernhard Borgetto, vorstand@hv-gesundheitsfachberufe.de