Online-Podiumsdiskussion am 07.10.2022 | Vollakademisierung vs. Teilakademisierung

Vollakademisierung vs. Teilakademisierung

Für die bestmögliche Patientenversorgung durch Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie

Der Hochschulverbund Gesundheitsfachberufe (HVG) lädt in Kooperation mit dem Bündnis Therapieberufe an die Hochschulen zu einer Online-Podiumsdiskussion via ZOOM ein:

Wir freuen uns, am Freitag, den 07.10.2022 von 9.00 bis 11.15 Uhr mit zuständigen Fachpolitiker*innen der Bundestagsausschüsse für Gesundheit sowie für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung der Ampelkoalition und der CDU/CSU zu diskutieren. An der Diskussion beteiligen sich außerdem Vertreter*innen der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) und des Wissenschaftsrats sowie Studierende und Patient*innen.

Teilnehmer*innen

  • Stephan Albani, MdB (Obmann der AG Bildung und Forschung der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag)
  • Bettina Müller, MdB (Mitglied der AG Gesundheit der SPD im Bundestag)
  • Saskia Weishaupt, MdB (Mitglied der AG Gesundheit und Pflege des Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag)
  • Prof. Dr. Stefan Herzig (Hochschulrektorenkonferenz, Präsident der TH Köln)
  • Prof. Dr. Uta Gaidys (Mitglied des Wissenschaftsrats, Leitung des Departments Pflege und Management an der HAW Hamburg)
  • Andreas Pust (Vorsitzender VLL – Verband Leitender Lehrkräfte an Schulen für Physiotherapie Deutschland, Sprecher VAST – Verbund für die Ausbildung und Studium in den Therapieberufen)
  • Annika Oberließen (Studierendennetzwerk HochschuleJetzt!)
  • Prof. Dr. Bernhard Borgetto (Vorsitzender HVG – Hochschulverbund Gesundheitsfachberufe, Sprecher Bündnis Therapieberufe an die Hochschulen, Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit der HAWK Hildesheim/Holzminden/Göttingen)
  • André Laqua (Vorsitzender des Aphasie Landesverbands Berlin e. V.)

Die Ausbildungreform der Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie (ELP) steht in dieser Legislaturperiode auf der politischen Agenda und wir möchten die Chance nutzen, mit den verantwortlichen Politiker*innen ins Gespräch zu gehen. Es gilt, eine qualitativ hochwertige und bezahlbare Versorgung für alle Menschen in Deutschland zu sichern und den Fachkräftemangel zu stoppen.

Anfang September wurde die Petition „Therapieberufe reformieren – für die Lebensqualität von morgen!“ an das Bundesministerium für Gesundheit übergeben. Bereits mehr als 14.000 Unterstützer*innen fordern die Vollakademisierung der Therapieberufe ELP. Den Bericht über die Petitionsübergabe finden Sie hier.

Zugangsdaten

Die Podiumsdiskussion wird am Freitag, den 07.10.2022 von 9.00 bis 11.15 Uhr online via ZOOM Webinar stattfinden. Sie sind herzlich eingeladen, an dieser Veranstaltung unter dem folgenden Link teilzunehmen:

https://zoom.us/j/92246311703?pwd=UXdJQ1RRVWFTdkJBUWZBOVB3QkwvQT09

Webinar-ID: 922 4631 1703
Kenncode: 745098

Eine Anmeldung ist nicht erforderlich – die Teilnahme ist kostenfrei.
Leiten Sie die Einladung auch gern an andere interessierte Personen weiter.

Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!

Studiengänge für Therapieberufe

Seit dem Jahr 2000 sind zahlreiche Bachelor- und Masterstudiengänge für Therapiewissenschaften an den deutschen Hochschulen entstanden. Bachelorstudiengänge für Therapiewissenschaften (Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie) gibt es zurzeit in drei verschiedenen Angebotsformen: ausbildungsintegrierende (duale), primärqualifizierende und berufsbegleitende (additive) Studiengänge.

Ausbildungsintegrierende (duale) Studiengänge gibt es seit dem Jahr 2000, sie finden in Kooperation zwischen Hochschulen und Berufsfachschulen statt. Die innerhalb der dreijährigen fachschulischen Ausbildung erworbenen Kompetenzen werden z.T. auf das Studium angerechnet; die fach- und die hochschulische Ausbildung laufen anfänglich parallel.

Primär- bzw. berufsqualifizierende Studiengänge gibt es seit 2010, sie finden vom ersten Tag an an der Hochschule statt. Das bedeutet, dass auch die gesamten berufspraktischtherapeutischen Inhalte im Rahmen des Hochschulstudiums vermittelt werden und das Staatsexamen in das Studium eingeschlossen ist. Dementsprechend erhalten die StudienabsolventInnen einen doppelten Abschluss: den Bachelor als akademischen Titel und das Staatsexamen, das zum Tragen der Berufsbezeichnung berechtigt. Primärqualifizierende Studiengänge sind durch Einführung einer entsprechenden Modellklausel in die Berufsgesetze im September 2009 ermöglicht worden. Die Zahl der primärqualifizierenden Studiengänge nimmt seither stetig zu und die bestehenden dualen Studiengänge werden teilweise abgelöst (einige Hochschulen bieten beide Studiengangformen parallel an).

Berufsaufbauende (additive) Studiengänge, die z. T. in berufsbegleitender Form angeboten werden, erlauben es den TherapeutInnen, die bereits das Staatsexamen haben, aufbauend zu studieren. Häufig handelt es sich hier um Schwerpunkt-Studiengänge, die beispielsweise Zusatzqualifikationen in den Bereichen Management oder Pädagogik vermitteln.


Übersicht über Studiengänge für Therapieberufe an den HVG-Mitgliedshochschulen

Die folgende Übersicht zeigt das Studienangebot, insbesondere das Angebot an Bachelor-Studiengängen, an den Hochschulen (Universitäten und Fachhochschulen), die im HVG vertreten sind. Nähere und aktuelle Informationen findet man auf den in der Übersicht angegebenen Internetseiten der jeweiligen Hochschulen.

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Einen guten Überblick über Studienangebote an deutschen Hochschulen gibt auch die Studiengangsdatenbank des Hochschul-Kompass unter www.hochschulkompass.de.


Petition für die Reform der Therapieberufe im Gesundheitsministerium übergeben

Das Bündnis „Therapieberufe an die Hochschulen” übergab am 8. September 2022 die Petition „Therapieberufe reformieren – für die Lebensqualität von morgen!“ an das Bundesministerium für Gesundheit. Die Forderung von mehr als 13.675 Unterstützer*innen: Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie soll künftig nur an Hochschulen gelehrt werden. Das sichert die Versorgung und beendet verwirrende Doppelstrukturen.

„Wir freuen uns, dass Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach unsere Berufe in dieser Legislatur zukunftsfest machen will. Dass wir nun die Gelegenheit hatten, unsere Einschätzungen dazu persönlich im Ministerium zu erläutern, ist ein wichtiger Schritt hin zu einer echten Reform”, sagt Bernhard Borgetto, Sprecher des Bündnisses, 1. Vorsitzender des Hochschulverbunds Gesundheitsfachberufe (HVG) und Professor an der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim nach dem fast zweistündigen Termin im Ministerium.

v.l.n.r.: Beate Jakobi (Referat Ausbildung und Berufszugang zu den Heilberufen II, EU und Internationale Angelegenheiten), Bernhard Borgetto (Sprecher Bündnis „Therapieberufe an die Hochschulen“), Alexander Stirner (Physiotherapeut), Gaby Kirsch (Ergotherapeutin), Veronika Meiwald (Logopädin), Markus Algermissen (Unterabteilungsleiter Medizin- und Berufsrecht), Bettina Redert (Referat Ausbildung und Berufszugang zu den Heilberufen II, EU und Internationale Angelegenheiten)

Bei der Petitionsübergabe und dem anschließenden Fachgespräch mit dabei war auch das Held*innen-Team der Kampagne. Gaby Kirsch (Ergotherapeutin), Veronika Meiwald (Logopädin) und Alexander Stirner (Physiotherapeut) sind die Initiator*innen der Petition: „Wir erleben in unserer beruflichen Praxis täglich, welchen Anforderungen unsere Berufsgruppen gegenüberstehen. Daher freuen wir uns umso mehr, dass wir jetzt einen weiteren Schritt in Richtung unseres gemeinsamen Ziels gehen konnten – der akademischen Ausbildung der Therapieberufe Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie“, betonten die drei nach der Übergabe im Bundesministerium für Gesundheit. „Wir waren heute hier stellvertretend für mehr als 13.675 Unterstützer*innen.“

Im Gespräch mit dem im BMG zuständigen Unterabteilungsleiter, Markus Algermissen, konnte das Bündnis aufzeigen, dass in den Berufsfeldern auch nach einer Reform die Durchlässigkeit für alle Ausbildungsabschlüsse gesichert wäre. Die Therapieberufe werden attraktiver und ein Umsetzungszeitraum von zehn bis 15 Jahren schützt vor Versorgungslücken und Qualitätsverlusten. Für das Ministerium nahmen außerdem Bettina Redert, Referatsleiterin Ausbildung und Berufszugang zu den Heilberufen II, EU und Internationale Angelegenheiten, und ihre Mitarbeiterin Beate Jacobi an dem Fachgespräch teil.

„Wichtig ist uns, dass wir künftig keine Doppelstrukturen haben und das Qualifikationsniveau zukunftsfest ist. Wer eine Ergotherapeutin, einen Logopäden oder eine Physiotherapeutin vor sich hat, möchte wissen, was das bedeutet. Für alle Patient*innen und Praxen muss deshalb klar sein, dass die Therapieberufe eine einheitlich geregelte hochschulische Ausbildung auf hohem, zukunftsfestem und innovationsorientiertem Niveau haben”, so Borgetto.

Unter dem Motto #zusammenTun geht die Kampagne weiter und auch die Möglichkeit, diese mit einer Unterschrift und einem Plakat weiter aktiv zu unterstützen. „Wir werden weiter den persönlichen Austausch mit dem Ministerium und den Fachpolitiker*innen suchen. Unser Ziel: Wir wollen diese wichtige Reform für die Therapieberufe voranbringen und damit die Patient*innenversorgung zukunftsfest machen.

In diesem Video werden die Eindrücke der Petitionsübergabe von den Stellvertreter*innen Gaby Kirsch (Ergotherapeutin), Veronika Meiwald (Logopädin) und Alexander Stirner (Physiotherapeut) zusammengefasst.

Die Pressemitteilung zum Termin finden Interessierte hier.

Vollakademisierung in Sichtweite? HVG begrüßt den Konzeptentwurf des Bundesgesundheitsministeriums (BMG)

Das zuständige Referat im Bundesministerium für Gesundheit (BMG) führt eine Befragung zu einem Konzeptentwurf über die zukünftige Ausgestaltung der Berufe in der Physiotherapie durch. Der Konzeptentwurf beinhaltet faktisch eine Vollakademisierung der Ausbildung zum/zur Physiotherapeut*in.

In seiner Stellungnahme begrüßt der HVG den Konzeptentwurf mit folgendem Wortlaut:

Der Hochschulverbund Gesundheitsfachberufe (HVG) unterstützt den Vorschlag des BMG, zwei Berufe im Berufsfeld der Physiotherapie einzurichten und dabei die Ausbildungsstrukturen grundlegend und zukunftsorientiert zu novellieren. Mit diesem Vorschlag wird den mit der wachsenden Komplexität und dem Fachkräftemangel in der Gesundheitsversorgung verbundenen Herausforderungen angemessen begegnet. Zentral ist die Ausrichtung der beruflichen Ausbildung an zu erwerbenden Kompetenzen, sowohl bei der Reform der bisherigen Ausbildung zum/r Masseur*in und Med. Bademeister*in als auch bei den hochschulischen Studiengängen im Bereich der Physiotherapie. Die Kompetenzorientierung und Modularisierung ist in den bereits existierenden Studiengängen schon seit Jahren erprobt und positiv evaluiert. Die vorhandenen Qualifikationsrahmen DQR und HQR bilden eine geeignete Orientierung für die jeweiligen Novellierungsanforderungen, verbunden mit klar abgrenzbaren Tätigkeits- und Aufgabenfeldern.

Der HVG schlägt eine Entwicklung der derzeit zweijährigen Ausbildung zum/r „Masseur*in und medizinische Bademeister*in“ hin zu einem attraktiven Berufsbild vor, das auf einer soliden beruflichen Ausbildung für Absolvent*innen mit mittleren Bildungsabschlüssen durch eine dreijährige Ausbildung auf DQR-Niveau 4 beruht und eine anschließende fachgebundene Durchstiegsmöglichkeit in Physiotherapie-Studiengänge eröffnet. Eine effektive und effiziente Gesundheitsversorgung mit Physiotherapie erfordert hingegen eine Qualifikation von Physiotherapeut*innen auf Stufe 6 des DQR bzw. Stufe 1 des HQR. Eine grundständige Qualifizierung auf Bachelorniveau entspricht den aktuellen Anforderungen des Berufsbildes und gewährleistet zudem die Grundlage für den Anschluss an europäische und internationale Ausbildungsstandards und Forschung. Von zentraler Bedeutung sind hierbei die Evidenzbasierung und die interprofessionelle Orientierung des physiotherapeutischen Handelns. Eine hochschulische Ausbildung stellt die Voraussetzung hierfür in besonderem Maße sicher. Einerseits erfordert eine evidenzbasierte Physiotherapie eine wissenschaftsbasierte Ausbildung, wie sie nur an Hochschulen geboten werden kann, andererseits bieten Hochschulen durch die Ausbildung mehrerer Gesundheitsberufe an einem Standort die idealen Voraussetzungen für interprofessionelles Lehren und Lernen. Schließlich können auf diesem Weg die Disziplinentwicklung befördert und wissenschaftsgeleitete Innovationen für die Gesundheitsversorgung entwickelt werden. Die entsprechenden Kompetenzen sollten in dem Berufsgesetz verankert werden.

Der HVG schließt sich im Weiteren den Antworten des Fachbereichstags Therapiewissenschaften (FBTT) an. Er hat zudem an den Antworten des SHV beratend mitgewirkt, dessen Ausführungen sich u.a. auf das anhängende Kompetenzprofil Physiotherapie stützen.